Nicht alles was schäumt ist Seife

Wir verwenden Seife doch täglich (hoffentlich), wir kaufen sie nach Farbe, nach Duft oder überhaupt nur nach Produktname und Logo, aber wissen wir wirklich womit wir unsere Haut schrubben und was wir damit eingekauft haben?

Ja, es stimmt schon, daß per Gesetz auf jeder Packung genau draufstehen muß, was drinnen ist. Aber wie Gesetze so sind, sie müssen auch international anwendbar sein und somit haben sich eine Art Fachsprache und Codes entwickelt, die nur der Eingeweihte entschlüsseln kann. Der gutgläubige Konsument kann damit nichts anfangen.

Ist eigentlich immer Seife drinnen wenn Seife draufsteht? Im Prinzip ja, aber Sie werden sich wundern, was in der Seife so alles an Zusätzen drinnen ist.

Seife war übrigens nicht immer ein Kulturbegleiter. Die Römer haben sich mit Olivenöl eingeschmiert um danach das Fett und den Grind mit einer Spachtel abgeschabt. Die Reicheren haben sich für diese Arbeit Sklaven gehalten und in den römischen Bädern muß mit der Zeit ein ziemlich dicker und schmieriger Rand in den Wasserbecken gewesen sein. Aber man hat dazugelernt und hat später Öl mit Lauge vermischt, ein Vorgang, den der Chemiker Verseifung nennt. Dies bewirkt, daß das Öl wasserlöslich wird und Fett und Schmutz weggeschwemmt werden kann. Unsere Großmütter haben noch genau gewußt, wie man Seife macht. Altes Öl und Fett wurde gesammelt und mit Lauge versetzt. Die Lauge selbst gewann man aus Holzasche, die aus Herd und Ofen herausgeschaufelt und gesammelt wurde. Mit Regenwasser konnte man eine Kalilauge herauslösen, die gefiltert und durch Kochen eingedickt werden mußte. Die Seife, die man draus herstellen konnte, wurde niemals ganz hart; es war Schmierseife. Erst die Industrie hat anstelle von Kalilauge die etwas radikalere Natronlauge verwendet und die sogenannte Kernseife, die steinhart wurde, hergestellt.

Seife, egal ob Schmierseife oder Kernseife, wurde immer aus Fett oder Öl und Lauge gemacht. Aber dabei blieb es nicht. Der Seife werden allerlei Stoffe zugesetzt, etwa Farbstoffe, Parfums, Pflege- und Scheuermittel aber auch Emulgatoren, Stabilisatoren und antibakterielle Zusätze, die bei manchen Personen Irritationen hervorrufen können.

Aber selbst die eigentliche Seife wird heutzutage ersetzt. Da die Seife eine begrenzte Fettlösekraft hat - den Schmierfilm, den schon die Römer kannten, haben wir jetzt am Badewannenrand - wird die Seife durch Detergenzien ersetzt, die mehr oder weniger radikal Fette und Öle in eine wasserlösliche Form bringen. Damit bleibt kein Schmutzrand mehr zurück, aber möglicherweise eine Hautkrankheit. Das darf natürlich nicht passieren, deshalb werden diese sogenannten Seifen auf ihre Hautverträglichkeit getestet. Zwar nicht gerade an den Kunden, aber zum Beispiel durch Tierversuche. Man badet Mäuse. Ganz besondere Züchtungen, die kein Fellhaar haben, sogenannte Nacktmäuse, deren Köpfe in einer Art Schandgeige eingezwängt sind, werden in Behälter getaucht und eine zeitlang im Wasser zappeln gelassen. Das mag vielleicht nicht wehtun, ist aber für die Maus zumeist letal, denn sie muß das solange machen, bis sie früher oder später davon Hautreizungen bekommt, was dann genauestens untersucht wird. Na ja, keine angenehme Sache diese Baderei. Viele Firmen legen daher heute darauf Wert, daß ihre Produktentwicklung ganz ohne Tierversuche auskommt.

Prüfen Sie doch einmal selbst, was in ihrer Lieblingsseife alles hineingemischt wurde und lesen Sie den kleingedruckten Text mit den wissenschaftlichen Namen und den Codes. Freilich, nicht alles, was gefährlich klingt ist auch gesundheitsschädlich. Sodium Palmitate und Sodium Tallowate sind ganz einfach die Seifen aus Palmöl bzw. Talg und Natronlauge. Auch Titanium Dioxide ist nicht als Schwermetall zu werten sondern das frei in der Natur vorkommende Deckweiß, das in jedem Malkasten zu finden ist und die Zahnpasta so weiß macht. Aber andere Codes wie etwa EDTA haben ganz schön lange Namen wie Ethylenediaminetetraacetat und je länger der Name, desto länger mußte man testen. Nun ist zwar EDTA schon lange als Geliermittel bekannt und verhindert, daß die Seife von Bakterien befallen und säuerlich wird, aber ängstliche Menschen wird man schwer überzeugen können, daß alles nur harmlos ist.

Sollte man nicht doch gleich bei einfachen Grundstoffen bleiben, deren Wirkung lange bekannt und überschaubar ist? Genau das ist das Ziel der handgemachten Seifen. Es ist doch möglich, Fette und Öle in Lebensmittelqualität einzukaufen. Viele Amateur-Seifenhersteller verzichten sogar auf tierische Fette und nehmen nur Pflanzenöle als Basis. Die Seifen können mit wertvollen Ölen nachgefettet werden, die je nach Hauttyp abgestimmt ihre pflegenden Eigenschaften entfalten können. Man kann Pflanzendüfte extrahieren und den Seifen beimengen und mit natürlichen Farbstoffen, wie Beta-Karotin färben.

Die Menschen werden immer sensibler und regieren empfindlicher auf Umwelteinflüsse und Schadstoffe. Handgemachte Seifen aus reinen Grundstoffen können dabei helfen, diese Empfindlichkeiten zu reduzieren und die Haut zu stärken. 

© 2000 - 2006 by Herald Gessinger
Zurück zur Home Page